Published: Sun 01 December 2024
By Rex Power Colt
In Indonesia .
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Aspekte des täglichen Lebens
Die kleinen Unterschiede, die eine andere Kultur ausmachen. Hier habe ich Erlebnisse und Eindrücke gesammelt. Dinge die mir bei meiner Reise so aufgefallen sind und sich von Deutschland unterscheiden.
(Wayang Figuren - Schattenpuppenspiel)
Klima
Es ist heiß. Und feucht. Fast immer über 30°C. Jeden Tag. Schwitzen ist für Europäer angesagt, solange man sich nicht in klimatisierten Räumen aufhält. Die Indonesier scheinen damit kein Problem zu haben, obwohl sie sich auch andauernd über die Hitze beschweren - zumindest im Gespräch mit mir. Vielleicht ist das aber auch nur Ihre Art Mitgefühl auszudrücken.
Wohnen
Egal wie “reich” die Leute sind, Sauberkeit und Ordnung stehen nicht an erster Stelle. Die allermeisten haben nur ein “Hock-Klo”. Eine Dusche gibt es auch nicht, sondern ein Bak Mandi - so eine gemauerte Ecke mit Plastikeimer. Und dann daneben das Klo. Fertig ist das Badezimmer!
Schlaf
Findet immer mal wieder zwischendurch statt. Es gibt zwar eine Periode in der Nacht, in der man schläft - aber das sind i.d.R. nicht die deutschen “7 Stunden am Stück”. Eher wird der Tag immer mal von kurzen Pausen für ein Nickerchen unterbrochen, eben weil die Nacht oft eher kurz ist. Auch wegen den 5 Zeiten fürs Gebet bei den Muslimen, unter anderem kurz vor Sonnenaufgang.
Strom
Ist öfter mal weg im Dorf. Es gibt nicht wirklich einen Vertrag, sondern jedes Haus hat einen Stromzähler den man für eine bestimmte Menge (kWh) freischalten muss. Man kauft eine bestimmte Menge kWh und verbraucht diese. Danach muss man neu kaufen (Voucher) und den Zahlencode am Stromzähler eingeben. Erst dann gibt es wieder Strom. Der Tarif geht übrigens nach maximaler Wattzahl die zur Verfügung steht und erst dann nach den verbrauchten kW.
Müll
Ist ein Problem. Da es im Dorf (“Kampung”) keine Müllabfuhr gibt, wird der Müll gesammelt und dann neben der Straße oder im Garten verbrannt. Natürlich auch Plastik. Plastik ist generell sehr beliebt in Indonesien. Mülleimer gibt es außerdem nirgendwo, auch nicht in der Stadt. Daher werfen die Leute den Müll halt einfach auf den Boden.
Architektur
Wie in Europa sind die größten und schönsten Gebäude meist die Gotteshäuser (Moscheen). Zumindest in den ländlicheren Regionen. In der Stadt gibt es dagegen mehr Konsumtempel (Malls). Insgesamt sind die Häuser eher einfach gehalten. Meist wird der Reichtum mit einer Veranda und Säulen so wie viel Holzverzierung oder in der Stadt einem möglichst großen Zaun dargestellt.
Essen
Alles ist scharf, wenn man will. Es gibt zu allen Gerichten “Sambal” (scharfe Sauce). Wenn man beim Essen nicht anfängt zu schwitzen, war es nicht scharf genug - und damit nicht lecker! Ein Es Teh kostet um die 3000 Rupiah (16.000 Rupiah sind ungefähr 1€), eine Essensportion im Warung kostet zwischen 10-20.000 Rupiah. Im Restaurant (“Rumah makan”) gut 2-3 Mal so viel. Reiche Personen sind dick, da sie sich teures (kalorienreiches / zuckerhaltiges) Essen leisten können und keine körperliche Arbeit verrichten. Essen im Ramen-Fast-Food Restaurant mit 4 Personen ist für ca. 22€ möglich und das ist schon recht teuer für Indonesien.
Einkaufen
Wenn man das “shopping” in Geschäften in einem Satz zusammenfassen möchte wäre es sicherlich: “Beli 2, gratis 1!” - “Kaufe 2, bekomme 1 gratis!”. Discount gibt es eigentlich immer nur, wenn man mehrere Dinge kauft. In den Malls kann man für einige Marken auch durchaus mal europäische Preise bezahlen (z.B. im “C&A”). Das ist dann für die ganz reichen Indonesier. Außerhalb der Einkaufszentren kann man i.d.R. immer über den Preis verhandeln. Gefährlich ist, wenn kein Preis ausgezeichnet ist. Das heißt für Ausländer meist “Bule”-Preis (Ausländer zahlen extra).
Ansonsten war noch auffällig, das Geschäfte für die gleichen Waren sich oft nebeneinander befinden. Dann ist die ganze Straßenseite von Reifen- oder Möbel-Verkäufern belegt. Warum das so ist habe ich nicht wirklich verstanden. Vielleicht kann man dann die Angebote besser vergleichen?
Arbeit
Arbeitskraft in Indonesien ist günstig. Das merkt man in jedem Geschäft, da dort oft unfassbar viel Personal rumsteht. Die meisten haben wenig zu tun. Es gibt sogar teilweise noch “Lift Operator” (!) - also Leute die m Aufzug stehen und für die Fahrgäste die Knöpfe drücken. Zugegebenermaßen habe ich diese nur an zwei Orten gefunden. Im Nationalmonument (Monas) und einer teuren Mall in Surabaya.
Auf den Feldern wird kaum Technik eingesetzt, da Menschen so viel billiger sind. Die einzige Maschine die ich für die Reisfelder gesehen habe war so ein Modell hier - hat schon ein paar Sommer gesehen:
Zum Vergleich der Löhne mit Europa: In Jakarta (teure Hauptstad) beträgt der festgelegte Mindestlohn ca. 800€ / Monat. Das gilt natürlich nicht für die Taglöhner und Selbstständigen - also Warungbesitzer, Straßenverkäufer usw.
Ansonsten sind die Indonesier sehr erfinderisch was Jobs angeht. Bettler die einfach nur Geld haben wollen sind äußerst selten. Meist bieten sie irgendeine Art “Gegenleistung” an. Zum Beispiel der Sänger, welcher bleibt bis man ihm Geld gibt. An Kreuzungen stehen teilweise Ältere oder verletze Menschen und sammeln Geld von den wartenden Autos ein oder verkaufen Kleinigkeiten wie Taschentücher. Es gibt überall selbsternannte Parkeinweiser oder Verkehrshelfer die ein paar tausend Rupiah für ihre Dienste von den Fahrern erhalten.
Innovativ war auch eine Gruppe von Jugendlichen, die an einem Touristenspot mit einer professionellen Kamera und guten Anweisungen Fotos von Interessenten machen und diese dann bei Gefallen per WhatsApp senden und dafür etwas Geld möchten.
Schule
Schuluniform ist für alle Pflicht. Hijab (Kopftuch) für Mädchen ab der Grundschule. Insgesamt gibt es 3 Schulen: Grundschule, Mittelschule und Hochschule und für alle 3 Schulformen unterschiedliche Uniformen.
Gesundheit
So gut wie niemand trägt eine Brille. Das wird aber eher an der generell schlechten medizinischen Versorgung liegen und daran, dass eine Brille relativ teuer ist. Vielen Indonesiern fehlen Zähne. Je älter die Leute sind desto weniger Zähne haben sie. Insbesondere im Dorf geht niemand zum Zahnarzt. Dafür ist die Ernährung auch weniger zuckerlastig. Und fast alle Männer rauchen. Eine Schachtel kostet umgerechnet ca. 1€ (16.000 RP ). Nur in öffentlichen Gebäuden und Malls herrscht Rauchverbot, aber z.B. nicht in Restaurants. Auch bei der Arbeit muss permanent geraucht werden!
Beweglichkeit
Auch im Alter sind Indonesier sehr beweglich. Sie sitzen in der Hocke oder auf dem Boden und allgemein weniger “stationär” wie die Europäer. Sie nutzen den kompletten Bewegungsapparat mehr, mal abgesehen vom “Spazieren gehen” - das ist “out”. Sitzen auf Stühlen und die damit einhergehende festgesetzte Position sind westliche Erfindungen. Nur die reicheren und westlich orientierten Indonesier sitzen auf Stühlen z.B. in Malls oder Geschäftsräumen.
Schönheitsideal
Je weißere / hellere Haut desto besser! Außerdem ist Hijab (Kopftuch) angesagt. Das ist zwar keine Pflicht, gehört aber aktuell zum guten Ton. Die Haare darunter werden trotzdem augfestylt und Makeup muss natürlich auch sein. Frau möchte also trotz religiösen Vorstellungen durchaus hübsch und attraktiv sein. Steht ein bisschen im Widerspruch - aber vllt. ist das auch ein Schlupfloch, um sagen zu können “aber wir tragen doch Hijab (und halten uns damit an die Regeln)”. Dann können die religiösen Hardliner nix mehr sagen.
Familienbild
Ist hetero-normativ, was anderes gibt es nicht! Zumindest in der offiziellen Version. Interessanterweise gibt es aber Transvestiten, diese sind halbwegs “geduldet” - halten sich oft in der Nähe von “chinesischen” Friedhöfen (Grabsteine) auf für ihr Business. Ansonsten ist Homosexualität streng verboten.
Im Gegensatz zur deutschen Familie (Mutter, Vater, Hund) gibt es in Indonesien eher Katzen. Da dort überwiegend Muslime leben sind Hunden nicht so in. In der Tat habe ich keinen einzigen Hund in Indonesien gesehen. Dafür umso mehr Katzen.
Namen
Man wird nie direkt mit seinem Namen angesprochen. Insbesondere bei freundschaftlichen Beziehungen kommt eher “Mas” (“Bruder”) oder “Mbak” (“Schwester”) zum Einsatz. In Java auch gern “Om” (Onkel) oder “Le”. Kosenamen sind ansonsten total beliebt, “sayangku”, “cintaku” - auch unter Eheleute wird mindestens immer noch ein Titel wie “mas” vorangestellt. Also “Mas Budi” wenn die Frau ihren Mann anredet.
Bescheidenheit
Indonesier stehen nicht gern im Rampenlicht und sind unheimlich Bescheiden und zurückhaltend. Sportler, die gerade noch ein Turnier gewonnen haben, sind auf einmal ganz schüchtern und lächeln etwas verhalten auf dem Siegesfoto. Keine Jubelstürme. Viele Indonesier sind noch schüchterner als Deutsche. Das heißt man muss oft selber die Konversation starten und das Eis brechen.
Medien
Eine Zensur findet statt: Im Fernsehen wird der Ausschnitt von Frauen verpixelt, aber auch Waffen (Pistolen usw.) sieht man nur verschwommen.
Viele Programme im Fernsehen haben in einem kleinen Bild-im-Bild immer Gebärdensprache mit eingeblendet. Dies macht es für Gehörlose einfacher dem Programm zu folgen z.B. bei Nachrichten.
Filme im Kino laufen grundsätzlich in Originalvertonung (Englisch, Chinesisch usw.) mit Untertiteln auf Indonesisch.
Digital First, Bedenken Second
Die FDP würde sich hier pudelwohl fühlen. Datenschutz ist kein Thema. Also findet nicht statt. Gibst du jemandem Daten, dann sind sie weg.
Digital native heißt hier übrigens: Handy ab 5 Jahren.
Firmen wie Go, Grab usw. liefern und fahren alles und jeden überall hin. Denkt euch Lieferando und Uber für Alles ! Du brauchst Nachts um 03:00 Uhr dringend neue Monatsbinden? Kein Problem! Kurz in der App bestellt und der Fahrer ist 20 Minuten später da. Bezahlt wird in der App oder Bar.
Unerwünschte Webseiten wie “reddit” und “duckduckgo” sind bei einigen Providern jedoch geblockt. Vermutlich weil man darüber Zugriff auf pornografische Inhalte erlangen könnte. Generell spielt sich das meiste Geschehen in “Gated Communities” wie Facebook / WhatsApp, Instagram usw. ab. Eine eigene Webpräsenz gibt es nur selten. Die offiziellen Seiten die ich von Veranstaltungen oder Kultureinrichtungen besucht habe, hatten oft nur sehr veraltete Informationen oder sahen direkt wie ein “scam” aus.
Mobilfunk ist billig: 60GB für 30 Tage kosten umgerechnet 5,87€ (Touristen-SIM ). Dafür werden die Daten dann schamlos weitergegeben und man bekommt ständig Werbung (SPAM ) per SMS . Der Mobile ISP (Telkomsel) klingt sich mit eigenem JavaScript-Code in unverschlüsselte HTTP Verbindungen ein, um dir Werbung anzuzeigen!
Ämter, Behörden oder auch KAI (Bahngesellschaft) sind generell per WhatsApp erreichbar und wickeln Anfragen darüber ab. Aber wehe man will einen Antrag stellen. Da sind die Indonesier nicht weniger bürokratisch als die Deutschen. Aber mit ein paar innovativen Komponenten. Hier am Beispiel einer Visaverlängerung: Papier für Anträge müssen in 3-facher Ausfertigung ausgefüllt werden. Auf jedem Formular trägt man fast die gleichen Informationen ein, jeweils etwas anders strukturiert. Man kann die Bearbeitungsgebühr nicht Bar bezahlen (vermutlich wg. der Korruption) und Kreditkarten akzeptieren sie auch nicht. Man muss also von einem inländischen Konto Geld überweisen. Etwas blöd wenn man Ausländer ist… Einige Bearbeitungsgebühren werden in Form von “Marken” bezahlt, die man erst kaufen muss. So wie Briefmarken.
Sonst habe ich noch schöne “Cashless” Systeme z.B. in Parkhäusern gesehen, bei denen dann immer ein Angestellter davor steht. Der nimmt das Bargeld der Fahrer entgegen und hält dann seine “Cashless” Karte vor den Leser. Toll dieser digitale Wandel. Wieder ein Arbeitsplatz geschaffen!
Nationalstolz
Wurde von der Regierung viele Jahrzente im Rahmen des “Nation Building” vorangetrieben und ist in der Bevölkerung angekommen.
Die Farben rot & weiß der Flagge sieht man überall. Entweder in Form der Flagge selbst oder entsprechend angemalte Pfosten, Laternenmasten, Begrenzungen und so weiter. Das Militär ist super beliebt und respektiert. Schnieke Uniformen und so. Fand ich etwas befremdlich.
Andere Länder andere Sitten
Männer im Dorf zeigen gern ihren Bauch, in dem sie das T-Shirt hochziehen. Wieso konnte mir niemand sagen…
ByteMilieu